Einsame Gassen im Schatten der Euphemia
Für zwei Wochen bin ich nun in der Küstenstadt Rovinj zu Gast. Die Hauptstadt der kroatischen Region Istrien bietet eine stimmungsvolle (Altstadt- und Hafen-)Kulisse für Fotografien. Heute war alleine ich im „Downtown“ von Rovinj unterwegs. Beim Versuch meisterliche Fotos zu machen, war ich so fokussiert, dass ich meinen Bekannten aus den Augen verlor. Aber alles hat bekanntlich seine gute Seite. So konnte ich mich zu 100 % der Fotografie widmen. Und landete schließlich auf der „Rückseite“ des Altstadthügels, auf dem die Kirche zur Statue der Heiligen Euphemia steht. Dort, im Schatten der Euphemia, entdeckte ich neue Foto-spots.

spiegelt sich in einer Pfütze (Rovinj, Kroatien).
Wer sich für Rovinj interessiert, ist zudem eingeladen meine bisherigen Beiträge zu Stadt und Sehenswürdigkeiten zu lesen. Hier habe ich zur Stadtgeschichte geschrieben und hier zu meinem 1. Stadtrundgang. Wer Rovinj im „Comic-mode“ erleben möchte, hier geht’s zum Comic-Spezial!

Augusta Ferrija-Straße in der Altstadt von Rovinj, Kroatien.
Fliegendes Grün im Gassenlabyrith
Etwas oberhalb der Haupteinkaufsstraße ‚Carera Ulica‘ , geht die Ul. Augusta Ferrija ab. Obwohl die Innenstadt von Rovinj gut besucht ist, war diese Straße bis auf eine Handvoll Leute menschenleer. Meine Kamera und mich haben die grünen Hängeampeln, die Steinernen Hausfassaden, die mediterrane Bepflanzung eine zeitlang beschäftigt.
Was ich nicht wusste, war, dass die besagte Augusta Ferrija-Straße um den Altstadthügel herum führte. Und nachdem die Hl. Euphemia auf das Meer hinaus blickt, befand ich mich quasi in ihrem Rücken. Im Schatten der Euphemia.
Momente der Stille und Zeitlosigkeit
Auf einer Fensterbank stehen verwaiste Espressotassen leer in einem unverputzten Fensterrahmen. Abgestellte City-Fahrräder stehen vor Hauseingängen mit schweren Steintreppen und Türen aus verwaschenem Holz. Zeit spielt hier und jetzt keine Rolle. Mit dem Verlassen der Geräuschkulisse scheint sie wie stehengeblieben.
Ein neues Ufer
Ganz am Ende der Augusta Ferrija-Straße erwartet mich die Zivilisation wieder. Ich begegne wieder Zweibeinern. Hinter einem großen Parkplatz befindet sich eine Art Hafen. Der Regen hat hier große Pfützen hinterlassen. In der Spiegelwelt wird das Wahrzeichen Rovinjis, die Kirche zur Hl. Euphemia, sichtbar. Zwei Touristen lassen einen Modellhubschrauber fliegen. Allmählich wechselt der Wolkenhimmel zum Dämmerlicht.
Spiegelungen auf einem Parkplatz (Rovinj, Kroatien).
Momente der Neugier
Bald verlasse ich den Parkplatz in Richtung Altstadt. Ein Stück weiter sind ein paar Verkaufsbuden entlang des Ufers aufgestellt. Die erst scheint geöffnet. Von vorne schiele ich neugierig durch die Waren hindurch …
Der Stand gehört einer sehr freundlichen, jungen Dame aus Rovinj. Während der Sommer- und Urlaubssaison verkauft sie hier ihr handgefertigtes Schmuckwerk, Damenhüte, Taschen und einige Souvenirs. Sie schätzt ihren Beruf und ist hier jeden Tag von früh bis spät anzutreffen.
Dämmerung im Schatten der Euphemia
Ich gehe langsam weiter. Stets an der Uferpromenade entlang. Und stelle fest: Es muss nicht immer die große Sightseeing-Tour sein oder einen Reise-Guide, der/die einem in den Ohren sitzt. Ein paar Kilometer auf eigene Faust, mit sich alleine und der eigenen Kamera sind unglaublich wohltuend.
Wenige Augenblicke später erreiche ich das Ende der Promenade und das Café am Ende der Welt im Schatten der Euphemia.
Das Café im Schatten der Euphemia
… oder, der Mann am Ende der Welt
Noch ein paar Meter weiter erreiche ich das Ende der Uferpromenade. Das Café Revera ist die letzte Bastion am Ende des Weges auf der Rückseite der Altstadt. Obwohl die sich mir eröffnende Kulisse so trivial und alltäglich ist, bin ich tief gerührt und beeindruckt.
Ein älterer Herr sitzt zunächst alleine auf einem von zwei filigranen Metallstühlen. Die Beine übereinander geschlagen. Den Blick auf den Horizont gerichtet.
Der Sonne letzter Gedanke
Die Dämmerung erreicht sodann ihren Höhepunkt. Obwohl der Tag alle 24 Stunden aufs Neue dämmert, ist es anders als gestern, vorgestern und alle Abende davor. In der Natur gibt es kein Ereignis das reproduzierbar ist. Und auch wenn wenn die Wiederkehr derartiger Ereignisse gesichert ist, bleibt die einzige Konstante in der Natur die Veränderung. Jedes Ereignis kehrt in veränderter Form wieder. Aber niemals gleich.